Mäuse mit implantierten Gliomazellen wurden ketogen gefüttert und mit einer Strahlentherapie behandelt. Neun der elf Versuchstiere zeigten eine komplette Remission ihrer Tumoren, sie waren geheilt [1].
Das zeigte die Untersuchung der Gehirne der Tiere, die bis zu ihrer Tötung nach 299 Tagen gesund und munter waren. Normal gefütterte Tiere überlebten trotz Bestrahlung im Durchschnitt (Median) nur 41 Tage. Ohne Bestrahlung überlebten normal gefütterte Mäuse 23 Tage, ketogen gefütterte jedoch 28 Tage. Eine dieser Mäuse (hier von 19) war allem Anschein nach auch ohne Bestrahlung geheilt. Anschaulicher als diese Zahlen ist die grafische Darstellung in der Arbeit.
Mehr zu den Details der Arbeit und einen Kommentar dazu finden Sie in der Besprechung von Rainer Klement von der Uniklinik Würzburg.
Natürlich sind Mäuse keine Menschen, viele Therapieansätze funktionieren bei Mäusen prima, versagen jedoch beim Menschen. Die Autoren plädieren jedoch eindringlich dafür, dass man diesen Ansatz für den Einsatz in der Klinik erwägen sollte. Schließlich weiß man, dass diese Ernährungsform gut verträglich ist, bei Maus und Mensch.
Das gilt ausdrücklich für das verwendete Futter, das eigentlich für die Ernährung epilepsiekranker Kinder auf dem Markt ist: KetoCal ist ein Pulver, das mit Wasser zu einem Brei angerührt werden kann. Sowohl Kinder als auch Mäuse vertragen die Ernährung gut, alle lebensnotwendigen Nährstoffe sind enthalten. Die Mäuse entwickelten sich genauso und mit demselben Körpergewicht wie normal ernährte Tiere. Die Herstellerfirma hat auch einen Teil der Kosten für die Studie getragen, ein Mitarbeiter ist Koautor.
Ein Vorteil für den experimentellen Einsatz einer Fertignahrung ist die Standardisierung. Die Zusammensetzung von KetoCal ist genau festgelegt: das Verhältnis von Fett zu Protein+Kohlenhydrate beträgt 4:1. Einige Widersprüche bei Experimenten mit ketogenem Futter können vielleicht mit der unterschiedlichen Zusammensetzung des Futters erklärt werden, so benutzen einige Arbeitsgruppen Futter mit einem Verhältnis 2,7:1, andere jedoch 6:1. Neben der relativen Menge der drei Makronährstoffe auf den Grad der Ketose spielt sicher auch die genaue Zusammensetzung eine Rolle, beispielsweise der Anteil von omega-3 und omega-6 Fettsäuren.
Das Neue an dieser Arbeit ist die Kombination der ketogenen Ernährung mit Bestrahlung. Die Autoren haben diesen experimentellen Ansatz auch aus pragmatischen Gründen gewählt: Bestrahlung ist eine Standardoption für Patienten mit Hirntumoren, meist nach einer Operation. Die Ergebnisse der Auswirkungen der ketogenen Ernährung in Kombination mit einer Standardbehandlung sind für die Praxis also wesentlich relevanter als Effekte einer Ernährungsumstellung allein.
1. Abdelwahab, MG, Fenton, KE, Preul, MC, Rho, JM, Lynch, A, Stafford, P, Scheck, AC (2012) The ketogenic diet is an effective adjuvant to radiation therapy for the treatment of malignant glioma. PLoS One 7:e36197